Kann die "Pille danach" zu Anfällen führen?

Die sogenannte "Pille danach" ist eine Möglichkeit der postkoitalen (nach dem Koitus = Geschlechtsverkehr)  Empfängnisverhütung.

Bei ungeschütztem Geschlechtsverkehr in der Zyklusmitte liegt die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft bei 20% (am Ovulationstag bei 30%, an anderen Tagen bei 0-10%). Die Pille danach soll innerhalb von 72 Stunden nach dem Geschlechtsverkehr eingenommen werden. Sie wirkt umso zuverlässiger je früher sie eingenommen wird. Bei Einnahme innerhalb von 12 Stunden liegt die Versagerrate bei 0,5%, bei Einnahme zwischen 61 und 72 Stunden steigt sie auf 4,1%. Die Wirkung der „Pille danach“ sollte wegen der nicht garantierten Wirkung unbedingt durch einen Schwangerschaftstest überprüft werden.

In Deutschland gibt es zwei unterschiedlich zusammengesetzte Präparate: Das schon länger zugelassene Tetragynon ist ein Östrogen/Gestagen-Mischpräparat (0,05 mg Ethinylestradiol, 0,25mg Levonorgestrel). 1998 ist ein (30% teureres) reines Gestagenpräparat zugelassen worden: Duofem (Österreich: Vikela), das 0,75mg Levonorgestrel enthält. Nach einer Vergleichsstudie ist Duofem besser wirksam als ein Mischpräparat. In einer Studie mit 976 Duofem-Anwenderinnen und 979 Frauen, die ein Mischpräparat einnahmen, wurden 1% in der Duofemgruppe bzw. 3% der Vergleichsgruppe schwanger. Die allgemeine Verträglichkeit des reinen Gestagenpräparates ist ebenfalls überlegen: Übelkeit, Erbrechen und Müdigkeit traten seltener auf. Die früher befürchteten Fehlbildungen beim Kind bei Versagen der „Pille danach“ sind nach neueren epidemiologischen Studien nicht zu erwarten.

Probleme bei Epilepsie: In der Literatur sind Anfallsprovokationen durch die „Pille danach“ bisher nicht beschrieben worden und sind auch bei dem zu empfehlenden reinen Gestagenpräparat nicht zu erwarten. Allerdings kann die Wirksamkeit eingeschränkt sein, wenn gleichzeitig ein enzyminduzierendes Antiepileptikum eingenommen wird (Carbamazepin, Phenobarbital, Primidon, Phenytoin Oxcarbazepin, Felbamat, Topiramat über 200mg Tagesdosis).

Eine zuverlässige Alternative zur Pille danach ist die Einlage eines Intrauterinpessars (Spirale), die bis 5 Tage nach dem ungeschützten Verkehr eingesetzt werden kann.

Autorin: Prof. Dr. Bettina Schmitz, Charité Berlin
Beirat: PD Dr. A. Schulze-Bonhage, Neurozentrum Freiburg