Nebenwirkungen der Medikamente

Ziel der Behandlung ist es, Anfallsfreiheit ohne Nebenwirkungen zu erreichen.

Viele Menschen, die wegen ihrer Anfälle zum Arzt gehen, fürchten, daß antiepileptische Medikamente Psychopharmaka sind, mit denen sie „ruhiggestellt“ werden sollen. Manche Betroffene glauben vielleicht auch, das Medikament könne kaum richtig helfen, wenn nicht auch unerwünschte Begleiterscheinungen auftreten würden. Dies alles ist nicht der Fall. Hinzu kommen Ängste vor Nebenwirkungen, die sich, wenn man den Beipackzettel eines Medikamentes durchliest, oft noch verstärken.

Der größte Teil aller Anfallspatienten verträgt die Antiepileptika praktisch nebenwirkungsfrei.

Nebenwirkungen können bei jedem Medikament auftreten. Sie sind nicht vorhersehbar:

Beispiele für Nebenwirkungen:

  • Haut - allergischer Ausschlag, Blasenbildung (bedrohlich)

  • Knochenmark: - Blutbildung gestört

  • Magen und Darm: - Übelkeit, Erbrechen, Appetitstörung

  • Gehirn: - Schwindel, Müdigkeit, Sehstörung, verwaschene Sprache

  • Lymphsystem: - Schwellung der Lymphknoten

  • Knochen: - Entkalkung

  • Leber: - Entzündung

Beipackzettel von Medikamenten enthalten eine Liste aller möglichen Nebenwirkungen. Die Hersteller sind verpflichtet, auch seltene unerwünschte Begleiterscheinungen anzugeben. Dies erschwert eine Einschätzung des wirklichen Risikos.

Nebenwirkungen sind nicht erwünschte Wirkungen

Nebenwirkungen sind ein Anlaß, die Behandlung zu überprüfen.

Anfallskranke sollten sich nicht scheuen, ihre Beschwerden zu nennen oder Befürchtungen von möglichen Nebenwirkungen anzusprechen.

Einige Nebenwirkungen treten nur zu Beginn einer Behandlung auf.

Es handelt sich dabei oft um Überempfindlichkeitsreaktionen des Körpers (Allergien), die in den ersten Wochen bis Monaten einer Behandlung vorkommen können. Es ist am Anfang einer Behandlung nicht vorhersehbar, ob eine solche Reaktion auftritt oder nicht. Eine allergische Reaktion auf ein Medikament besteht oft aus Hautausschlägen, zum Teil mit Juckreiz oder Fieber. (Bedrohlich ist es, wenn Ausschläge auch im Mund vorkommen oder wenn Bläschen in der Haut entstehen). Eine Allergie macht oft den Wechsel auf ein anderes Medikament notwendig.

Andere Nebenwirkungen entstehen, wenn die eingenommene Menge des Wirkstoffs zu hoch ist.

Solche Nebenwirkungen bilden sich wieder zurück, wenn die Tablettenmenge verringert wird. Die Menge, die ohne Nebenwirkungen noch vertragen wird, ist von Mensch zu Mensch sehr verschieden und vor Beginn einer Behandlung nicht bekannt. Die Nebenwirkungen können darin bestehen, daß man sich schwindelig fühlt, müde ist oder Sehstörungen hat. Das Denken und Handeln kann verlangsamt sein, die Sprache „verwaschen“ oder es kann Übelkeit und Erbrechen auftreten.

Gefährliche Nebenwirkungen sind sehr selten.

Nur wenige Nebenwirkungen sind so gefährlich, daß die Behandlung verändert werden muß. Eine Verringerung der Einnahmemenge oder ein Stop der Medikamenteneinnahme muß unbedingt von einem Arzt überwacht werden, weil dabei eine gefährliche Anfallshäufung auftreten kann.

Kann der Körper eine Einnahme von Medikamenten über Jahre überhaupt verkraften?

Viele Betroffene befürchten, daß sich die Wirkstoffe der Medikamente im Körper von Tag zu Tag anhäufen, wie bei einem Faß, das irgendwann überläuft. Das ist nicht der Fall, da die Medikamente vom Körper ständig abgebaut und ausgeschieden werden (z.B. im Urin).

Gibt es Langzeitschäden durch Medikamente?

Die meisten antiepileptischen Medikamente sind bei langfristiger Einnahme sehr gut verträglich. Mögliche Langzeitschäden (beispielsweise Kalkarmut der Knochen) können durch regelmäßige ärztliche Kontrolle vermieden werden.

Nebenwirkungen erfordern ärztlichen Rat.

(Auszug aus den Informationstafeln Epilepsie Dr. Specht/Prof. Dr. Altrup)