Epilepsie und Kinderwunsch

Während der Schwangerschaft wird das Kind vollständig vom Körper der Mutter versorgt. Alle derzeit verfügbaren Anfallsmedikamente können prinzipiell dem Kind schaden, da sie wie die Nährstoffe über die Blutbahn der Mutter auch das Kind erreichen. Das Risiko ist jedoch geringer als vielfach vermutet.
Auch gesunde Eltern können Kinder mit Fehlbildungen bekommen. So findet man bei 50 Geburten 1 Kind mit Fehlbildungen wie z.B. einen Herzfehler, einer Fehlbildung des Gesichts oder einer Rückenmarksschädigung. Bei epilepsiekranken Müttern hat 1 Kind von 15 solche Fehlbildungen. 14 von 15 Kindern anfallskranker Frauen sind somit gesund. Man kann jedoch das Risiko einer Fehlbildung verringern.

Darf ich mein Kind stillen, wenn ich Anfallsmedikamente nehme?
Die Wirkstoffe erreichen über die Muttermilch das Kind. Bei den meisten Medikamenten ist die Menge aber so gering, dass das Kind ohne Bedenken gestillt werden kann.

Für die Entwicklung des Kindes sind die ersten Wochen der Schwangerschaft von großer Bedeutung. In dieser Phase können Fehlbildungen entstehen. Um das Risiko so gering wie möglich zu halten, sollte man vor einer Schwangerschaft mit seinem Arzt über folgende Punkte sprechen:

  • Je weniger Wirkstoff-Arten eingenommen werden desto besser.
  • Die Menge des Wirkstoffs sollte so gering wie möglich sein.
  • Es ist besser, 2-3 mal täglich eine kleine Menge des Wirkstoffs einzunehmen, als 1 mal täglich eine entsprechend große Menge.
  • Die Ernährung sollte ausreichende Mengen bestimmter Vitamine enthalten.
  • Ein Weglassen der Medikamente kann zu einer bedrohlichen Anfallshäufung (sogenannter Status epilepticus) führen, die Mutter und Kind in Gefahr bringt. Viele Mißbildungen können während der Schwangerschaft durch Ultraschall- und Fruchtwasseruntersuchungen frühzeitig erkannt werden.

Kinder von epilepsiekranken Eltern haben ein etwas höheres Risiko, an einer Epilepsie zu erkranken. Epilepsien sind aber keine Erbkrankheiten.
Nur 2-8 % aller Kinder, deren Vater oder Mutter eine Epilepsie haben, erkranken ebenfalls an epileptischen Anfällen. Das genaue Risiko hängt von der Art der Epilepsie von Vater/Mutter ab. Wenn beide Eltern epilepsiekrank sind, ist das Risiko deutlich höher. Etwa 1% der Kinder gesunder Eltern erkranken später an einer Epilepsie.
Während des Nationalsozialismus wurden anfallskranke Frauen und Männer zwangsweise sterilisiert, weil man glaubte, damit Epilepsie „ausmerzen" zu können. Was vererbt werden kann, ist die erhöhte Bereitschaft zu epileptischen Anfällen, wie sie bei vielen Menschen vorkommt, ohne dass je Anfälle auftreten.

(Nach Altrup/Specht)